Die Beliebtheit des Grossen Schweizer Sennenhundes beruht in erster Linie auf seinen hervorragenden Charaktereigenschaften:
Er ist ruhig und gutmütig, sicher in Alltagssituationen, frei von Aggressivität und Ängstlichkeit. Er hat starke Nerven und eine
hohe Reizschwelle. Er ist sehr wachsam und macht mit
seiner tiefen vollen Stimme und seinem mächtigen Körper grossen Eindruck.
In historischen Schriften wird ihm nachgesagt, dass er der
„Beschützer des schwachen Geschlechts und der Kinder“ sei. Was wir aus eigener Erfahrung ganz sicher bestätigen können ist, dass er
ein besonderes Gespür für die Schwachen unserer Gesellschaft hat. Kinder sind bei ihm sicher aufgehoben. Nie wird jemand einem Kind
Böses tun können, wenn ein „Grosser“ zugegen ist. Er kann mit Kindern sehr ausgelassen spielen, vergisst aber nie, dass sie die
Schwächeren sind und verhält sich entsprechend. Eine Erfahrung, die wir oft machten und die wir in diesem Zusammenhang immer wieder
gerne erzählen: Ein riesiger Rüde hat auf unserem Hof sehr gerne mit zwei vier- und sechsjährigen Knaben Ball gespielt. Er
wollte den Ball wirklich und hat alles gegeben. War aber einer dieser Buben nur Sekundenbruchteile schneller
beim Ball, hat er ohne unser Zutun gestoppt. Nie ist einer dieser Buben wegen dem Rüden zu Fall gekommen.
Überhaupt: was gibt es schöneres für ein Kind als mit einem Hund aufzuwachsen? Ein richtiger Freund. Ein Freund, von dem man geliebt wird
auch wenn man traurig ist, auch wenn Mutter und Vater "böse" sind, weil man einen Streich gespielt hat. Ein Freund, dem man seine geheimsten
Gedanken anvertrauen kann und der sie ganz sicher für sich behält. Ein Freund der Sicherheit gibt. Der Grosse Schweizer Sennenhund eignet sich
ganz besonders als Freund, ist er doch so geduldig und trotz seiner Grösse und Grobschlächtigkeit sehr fein sowohl im Wesen als auch im Körper.
Eine Frau, welche mit Kindern arbeitet und einen Rüden aus unserer Zucht hat, erzählt jeweils von ihrem "sanften Riesen". Und in der Tat, auch wir
staunen immer wieder über die Sanftmut unserer Tiere, vor allem gegenüber Kindern.
Freundlicherweise hat uns eine Kindertagesstätte bzw. die Eltern
einiger Kinder die folgenden Fotos zur Verfügung gestellt, welche unsere Worte illustrieren (klicken zum vergrössern).
Aber trotz vielen solchen Erfahrungen darf nicht unerwähnt bleiben, dass Hunde und Kinder nie alleine gelassen werden sollten!
Der Jagdtrieb ist bei den „Grossen“ im Allgemeinen nur sehr schwach oder gar nicht vorhanden. Aber auch hier gibt es
individuelle Unterschiede. Es wäre nicht korrekt, verallgemeinernd zu sagen, dass die „Grossen“ nicht jagen.
Im Umgang mit anderen Tieren, zum Beispiel Katzen, Hunden und Vieh ist er allerdings meist völlig problemlos.
Manche Leute sagen den „Grossen“ nach, sie seien starrköpfig. Natürlich gibt es auch hier individuelle Unterschiede. Sicher ist,
dass er wenig unterordnungsbereit ist und manchmal einen beachtlichen Eigenwillen an den Tag legen kann. Der „Grosse“ ist ein
selbstständiger Hund. Man kann mit ihm diverse Hundesportarten ausüben, aber es braucht sicher mehr Geduld,hoch gesteckte Ziele zu
erreichen. Aber möglich ist es allemal, es gibt genügend Beispiele von „Grossen“, welche erfolgreich
Sportprüfungen
abgelegt haben.
Hat man seine Selbstständigkeit und Selbstsicherheit verstanden, kann man sie auch gut für seine eigenen Zwecke einsetzen.
Sie sind fähig, nach entsprechender Einführung, gewisse Aufgaben selbstständig auszuführen, zum Beispiel den Karren mit der
Milch alleine und ohne Begleitung in die Käserei und nach Entleerung wieder zurück zu ziehen.
Ein anderes Beispiel ist der „Grosse“ einer
Bauernfamilie: Zum Vesper hat die Grossmutter jeweils den Wagen mit Getränk und Brot beladen, die drei Kinder draufgesetzt und den Bärry
vorgespannt. Er lief dann jeweils mit seiner Fuhr selbstständig auf das Feld, wo Mutter und Vater arbeiteten und sich freuten, wenn der
„z’Vieri“ kam.
Es sind treue Tiere, die sich dann am wohlsten fühlen, wenn „ihr Rudel“, das heisst alle seine Menschen (und eventuell weitere Tiere) um
ihn herum sind. Fremden gegenüber ist er normalerweise solange eher reserviert, solange seine Menschen nicht zeigen, dass sie den Fremden
mögen. Eine ganz typische Verhaltensweise ist, dass er, wenn sich jemand dem Haus nähert, bellt und wedelt und solange nicht locker lässt,
bis der Ankömmling durch Handschlag begrüsst wird, dann kehrt Ruhe ein.
Fazit: Wenn sich jemand, der einen unterwürfigen Hund sucht, der sich nur an seinem Meister orientiert und immer an seiner Seite ist, einen
„Grossen“ zulegt, ist anzunehmen, dass weder Mensch noch Hund wirklich glücklich werden. Die wirklich glücklichen Beziehungen zwischen
Menschen und „Grossen“ entstehen, wenn dem Hund auch Freiraum für eigene Entscheidungen zur Verfügung steht und sich die Beziehung in
einem Raum von Verständnis und Achtung für das Wesen des Grossen Schweizer Sennenhundes abspielt. Dann hat der Mensch einen Freund, einen
echten Freund, der auch sein Leben für „seine“ Menschen lassen würde.
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