Erscheinungsbild
Der Grosse Schweizer Sennenhund ist eine imposante Erscheinung. Er ist stämmig ohne schwerfällig zu sein. Er besitzt starke Knochen,
ausgeprägte Muskeln und einen dem Körper entsprechenden kräftigen Kopf.
Leider hat sich beim „Grossen“, wie wir ihn liebevoll nennen, wie bei vielen anderen Rassen auch, die Unart durchgesetzt, dass nur ein dicker Hund ein schöner Hund ist.
Die Ausstellungsrichter (zum Glück nicht alle!) tragen teilweise ebenfalls zu dieser gesundheitsschädlichen Entwicklung bei, indem „wohlgenährte“ Hunde besser bewertet
werden als schlanke. Es sind uns Züchter bekannt, welche ihre Hunde vor Ausstellungen auffüttern, um eine bessere Bewertung zu erzielen. Traurig. Nicht überfüttert sind die „Grossen“ trotz ihrer Grösse und ihres Gewichts temperamentvoll, sehr agil, wendig und ausdauernd und können im richtigen Mass auch für allerlei Sportarten eingesetzt werden. Sie beherrschen ihre Grösse und wirken nie plump oder tollpatschig. Das Haarkleid ist robust, stockhaarig und sehr pflegeleicht. Das Stockhaar setzt sich aus 3 bis 5 cm langen, zum Teil sehr kräftigen Grannenhaaren und darunterliegenden Wollhaaren (Unterwolle) zusammen. Die Wollhaare sind gekräuselt oder gewunden und sehr fein. Sie halten eine gegen Kälte und Wärme isolierende Luftschicht fest, während die Grannenhaare Dachziegeln gleich die Unterwolle vor direkt eindringender Nässe schützen. Diese Haarzusammensetzung ist sehr robust und macht die „Grossen“ absolut wetterfest. Regenwasser dringt erst nach Stunden auf die Haut und sie können sogar schwimmen, ohne dass die Haut nass wird. Wir wollen nicht verschweigen, dass hier ein Zuchtproblem besteht: Die Wetterfestigkeit und die Gebrauchstüchtigkeit, welche für uns wichtige Zuchtziele darstellen, basieren auf dem beschriebenen kräftigen, rauen Grannenhaar und der üppigen Unterwolle. Sehr oft ist aber die Unterwolle nicht schwarz, sondern grau, blaugrau oder sogar gelblich. Dies lässt das Fell, vor allem im Winter, wenn die Unterwolle noch reichlicher vorhanden ist, ein bisschen stumpf (oder „blöde“, wie Prof. Albert Heim es genannt hat) erscheinen. Andererseits kann man „Grosse“ antreffen, deren Grannenhaare feiner und glänzender sind. Diese haben aber oft viel weniger Unterwolle und sind deshalb der Unbill des Wetters stärker ausgesetzt. Aber das ist ein rein optisches Zuchtproblem. In den Fünfzigerjahren wurden, um diesem Problem zu begegnen, einige Zuchtversuche unternommen: Es wurden Berner Sennenhunde, bei welchen das Problem mit der hellen Unterwolle nicht gravierend ist, eingekreuzt. Es scheint tatsächlich eine Verbesserung der Farbproblematik resultiert zu sein, allerdings eindeutig auf Kosten der Charaktereigenschaften: anstelle der Ruhe und Gelassenheit des „Grossen“ traten Ängstlichkeit und Nervosität. Die Idee wurde daher nicht weiterverfolgt. Die „Grossen“ sind, wie alle Schweizer Sennenhunde, dreifarbig: Sie haben einen schwarzen Mantel mit roten und weissen, symmetrisch verteilten Abzeichen. Die Ausdehnung und Symmetrie des Brandes (Tanfärbung) und die Ausdehnung und Symmetrie der Scheckung (weiss) basieren auf unterschiedlichen Erbgängen und zudem spielen bei beiden Modifikationsfaktoren mit. Das bedeutet, dass eine präzise Definition der Grösse und Lage der roten Abzeichen sowie die Art der roten Färbung (von gelb über braun bis dunkelbraun) über eine Zuchtauslese ebensowenig möglich ist wie die genaue Definition der weissen Scheckung (breite oder schmale, symmetrische oder asymmetrische Blässe, weisse Zehen, weisse Pfoten oder weisse Stiefel, breites bis fast inexistentes weisses Nasenband usw.). Dies ist ein weiteres rein optisches Thema. Unserer Meinung nach sollten diese Äusserlichkeiten nicht überbewertet werden und schon gar nicht auf Kosten der hervorragenden Charaktereigenschaften. Es ist dem Rasseklub, welcher die Zuchttauglichkeitsprüfungen durchführt, zu verdanken, dass heute charakterlich einwandfreie Tiere, welche z.B. „zuviel“ weiss oder asymmetrische Abzeichen haben, nicht von der Zucht ausgeschlossen werden, in vollem Wissen, dass die Nachkommen von solchen Tieren völlig andere Zeichnungen aufweisen können. Es gibt auch innerhalb eines einzelnen Wurfes zum Teil recht grosse Abweichungen. Der Vollständigkeit halber erwähnen wir hier auch noch den roten (eigentlich braun, fachsprachlich rot) Sennenhund, bei welchem die Abzeichen gleich sind wie beim schwarzen, nur dass der Mantel rot statt schwarz ist. Dies folgt einem rezessiven Erbgang; schwarz ist dominant über rot. Das heisst: Einem Hund mit schwarzem Mantel sieht man nicht an, ob er auch die Erbanlage für rot in sich trägt. Wenn zwei schwarze Paarungspartner die Erbanlage für rot in sich tragen (und nur dann), können (müssen aber nicht) im Wurf rote Welpen sein. Theoretisch (nach den Mendel’schen Gesetzen) sind 25% der Welpen in einem solchen Fall rot. Ein roter Hund ist dann immer reinerbig (homozygot) auf Rot. Wird er mit einem reinerbig schwarzen Partner gepaart, werden alle Welpen schwarz sein, allerdings wiederum mit der Anlage für rot. Umgekehrt werden bei zwei roten Paarungspartnern alle Welpen rot sein. Es scheint, dass rote Sennenhunde früher häufiger waren als heute, wer kennt nicht die Redewendung „… wiä rot Hüng“ (wie rote Hunde) und meinte damit „wie Sand am Meer“. Rote Grosse Schweizer Sennenhunde sind von der Zucht ausgeschlossen. Hans Räber meint dazu: „Es ist eigentlich auch nicht einzusehen, warum ein havannabrauner Sennenhund weniger schön sein soll als ein schwarzer, zumal es bei einer Kreuzung schwarz x braun keine Missfarben geben kann.“ |
Wesen